Provisionsmodelle: Umsatz- vs. Deckungsbeitragmodelle

sales vertrieb provision

1. Einleitung: Das Dilemma der Provisionsmodelle

In der Welt des Vertriebs sind Provisionsmodelle entscheidend, da sie nicht nur die finanziellen, sondern auch die motivationalen Aspekte der Mitarbeiterarbeit steuern. Unternehmen stehen häufig vor der Wahl zwischen einem Umsatzprovisionsmodell und einem Deckungsbeitragsprovisionsmodell. Während das Umsatzmodell Vertriebsmitarbeiter basierend auf dem erzielten Umsatz belohnt und oft zu aggressiven Verkaufstaktiken führt, belohnt das Deckungsbeitragsmodell Mitarbeiter basierend auf dem Profit, den sie generieren, was zu nachhaltigerem Verkaufsverhalten führen kann.

Beispiel: Ein Vertriebsmitarbeiter in einem Unternehmen, das hochpreisige Elektronik verkauft, könnte unter einem Umsatzprovisionsmodell versucht sein, Kunden die teuersten Produkte zu verkaufen, unabhängig davon, ob sie die beste Lösung für ihre Bedürfnisse darstellen. Unter einem Deckungsbeitragsmodell wäre dieser Mitarbeiter motivierter, Produkte zu verkaufen, die nicht nur teuer sind, sondern auch hohe Margen haben und den Kundenbedürfnissen entsprechen, da dies direkt seine Provisionen beeinflusst.

2. Grundlagen der Vertriebspsychologie

Vertriebsmitarbeiter sind nicht nur von finanziellen Anreizen motiviert; ihre Motivation ist ein komplexes Zusammenspiel aus extrinsischen und intrinsischen Faktoren. Während extrinsische Motivation durch äußere Anreize wie Geld entsteht, kommt intrinsische Motivation aus dem inneren Wunsch, eine Aufgabe gut zu machen. Die Verhaltensökonomie zeigt, dass Menschen in wirtschaftlichen Situationen oft von psychologischen Faktoren beeinflusst werden und nicht immer rational handeln.

Entscheidungsgrundlage: Ein Unternehmen könnte eine Mitarbeiterumfrage durchführen, um zu verstehen, welche Aspekte der Arbeit die Vertriebsmitarbeiter am meisten motivieren. Wenn sich herausstellt, dass neben monetären Anreizen auch Anerkennung und das Gefühl, einen wertvollen Beitrag zu leisten, eine Rolle spielen, könnte dies für ein Deckungsbeitragsmodell sprechen, das nicht nur den Umsatz, sondern auch die Qualität und Nachhaltigkeit der Verkäufe betont.

3. Das Umsatzprovisionsmodell

Das Umsatzprovisionsmodell bietet starke extrinsische Anreize, kann aber auch zu kurzfristigem Denken und aggressiven Verkaufstaktiken führen. Mitarbeiter könnten versucht sein, schnelle Verkäufe zu tätigen, anstatt langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Dies kann die Qualität des Kundenservices und die Reputation des Unternehmens beeinträchtigen.

Beispiel: Ein Immobilienmakler, der auf reiner Umsatzprovision arbeitet, könnte dazu neigen, Immobilien schnell zu verkaufen, anstatt darauf zu warten, dass ein Käufer kommt, der bereit ist, einen höheren Preis zu zahlen. Dies könnte kurzfristig zu mehr Verkäufen führen, aber langfristig die durchschnittliche Verkaufspreise und damit den Gesamtgewinn des Unternehmens senken.

Entscheidungsgrundlage: Unternehmen sollten die durchschnittliche Kundenlebensdauer und Wiederkaufsrate betrachten. Wenn diese Zahlen unter einem Umsatzprovisionsmodell leiden, könnte dies ein Zeichen sein, dass das Modell zu kurzfristigem Denken und Vernachlässigung langfristiger Kundenbeziehungen führt.

In den folgenden Kapiteln werden wir weiter untersuchen, wie das Deckungsbeitragsprovisionsmodell eine nachhaltigere Alternative bietet und wie Unternehmen ein ausgewogenes Modell entwickeln können, das sowohl kurzfristige Verkaufsziele als auch langfristige Unternehmensziele unterstützt.

4. Das Deckungsbeitragsprovisionsmodell

Das Deckungsbeitragsprovisionsmodell stellt eine nachhaltigere Alternative zum Umsatzmodell dar. Statt den reinen Verkaufswert zu belohnen, berücksichtigt es den tatsächlichen Profit, den ein Verkauf generiert. Dies fördert ein qualitätsorientiertes Verkaufsverhalten, bei dem Vertriebsmitarbeiter motiviert sind, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen, die sowohl für den Kunden als auch für das Unternehmen von hohem Wert sind.

Beispiel: Ein Softwarevertriebsmitarbeiter könnte unter diesem Modell dazu neigen, Lösungen zu fördern, die nicht nur teuer, sondern auch anpassungsfähig und wartungsarm sind, was zu höheren Margen und zufriedeneren Kunden führt.

5. Förderung nachhaltiger Verkaufsstrategien

Das Deckungsbeitragsmodell fördert nachhaltige Verkaufsstrategien, die auf langfristigen Erfolg ausgerichtet sind. Es ermutigt Mitarbeiter, über den sofortigen Verkauf hinaus zu denken und Beziehungen zu entwickeln, die zu wiederholten Geschäften führen. Dieses Modell kann dazu beitragen, eine Kultur der Qualität und des Kundendienstes zu schaffen, die für das langfristige Wachstum des Unternehmens entscheidend ist.

Entscheidungsgrundlage: Unternehmen sollten ihre langfristigen strategischen Ziele betrachten. Wenn diese auf Kundenzufriedenheit, Markenreputation und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet sind, könnte ein Deckungsbeitragsmodell diese Ziele besser unterstützen als ein reines Umsatzmodell.

6. Auswirkungen auf die Teamdynamik und Unternehmenskultur

Ein Deckungsbeitragsprovisionsmodell kann auch positive Auswirkungen auf die Teamdynamik und die Unternehmenskultur haben. Da dieses Modell die Qualität über die Quantität stellt, kann es zu einer kooperativeren und unterstützenden Umgebung führen, in der Mitarbeiter sich auf die Bereitstellung echter Werte für Kunden konzentrieren, anstatt nur auf den nächsten Verkauf.

Beispiel: In einem Team, das auf Deckungsbeitrag provisioniert wird, könnten Mitarbeiter eher bereit sein, sich gegenseitig zu unterstützen und Wissen zu teilen, da der individuelle Erfolg eng mit dem Erfolg des Teams und des Unternehmens verbunden ist.


Vertriebsprovisionierung im Zeitalter wiederkehrender Umsätze

saas

In der modernen Geschäftswelt haben sich die Einkommensmodelle vieler Unternehmen von einmaligen Verkäufen hin zu Modellen mit wiederkehrenden Umsätzen verschoben. Dies umfasst nicht nur Abonnements und Mitgliedschaften, sondern auch Miete, Wartung, und Pay-Per-Use-Modelle. Diese Entwicklung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Vertriebsprovisionierung, da die Art und Weise, wie Einnahmen generiert werden, direkt beeinflusst, wie Vertriebsmitarbeiter motiviert und entlohnt werden sollten.

1. Wiederkehrende Umsätze: Eine neue Ära in der Vertriebsprovisionierung

Wiederkehrende Umsätze, wie sie durch Abonnementdienste oder kontinuierliche Serviceverträge entstehen, erfordern ein Umdenken in der Vertriebsprovisionierung. Statt einmaliger Provisionen für den anfänglichen Verkauf müssen Unternehmen Wege finden, die kontinuierliche Kundenbetreuung und -bindung zu incentivieren. Eine Möglichkeit besteht darin, Vertriebsmitarbeiter an den wiederkehrenden Einnahmen zu beteiligen, die sie generieren, was ein kontinuierliches Einkommen und einen Anreiz für die Aufrechterhaltung langfristiger Kundenbeziehungen schafft.

2. Miete und Wartung: Langfristige Bindung als Ziel

Bei Modellen, die auf Miete oder Wartung basieren, ist die Kundenzufriedenheit entscheidend für den langfristigen Erfolg. Provisionssysteme müssen so gestaltet sein, dass sie nicht nur den initialen Vertragsabschluss belohnen, sondern auch die kontinuierliche Pflege der Kundenbeziehung. Dies könnte bedeuten, dass Vertriebsmitarbeiter einen kleineren, aber langfristigen Prozentsatz der Einnahmen aus diesen Verträgen erhalten, was sie dazu ermutigt, sich für die Zufriedenheit und das Wohl ihrer Kunden einzusetzen.

3. Pay-Per-Use-Modelle: Verkauf als Beginn einer Beziehung

Pay-Per-Use-Modelle sind in vielen Branchen populär geworden, da sie Kunden ermöglichen, nur für das zu zahlen, was sie tatsächlich nutzen. Für Vertriebsmitarbeiter bedeutet dies, dass der Erstverkauf nur der Anfang einer potenziell langfristigen Einkommensquelle ist. Provisionssysteme sollten daher den langfristigen Wert eines Kunden widerspiegeln und Anreize für Vertriebsmitarbeiter schaffen, Kunden zu helfen, den größtmöglichen Nutzen aus ihrem Kauf zu ziehen.

4. Auswirkungen auf die Teamdynamik und Unternehmenskultur

Die Umstellung auf Modelle mit wiederkehrenden Umsätzen kann auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Teamdynamik und die Unternehmenskultur haben. Während traditionelle Provisionssysteme oft einen harten Wettbewerb zwischen Vertriebsmitarbeitern fördern, erfordern wiederkehrende Umsatzmodelle eine stärkere Zusammenarbeit und Fokussierung auf Kundenerfolg. Unternehmen müssen eine Kultur fördern, die Teamarbeit und langfristiges Denken belohnt, um in diesem neuen Umfeld erfolgreich zu sein.

5. Best Practices für motivationsfördernde Provisionssysteme

Abschließend ist es entscheidend, Best Practices für die Gestaltung von Provisionssystemen zu entwickeln, die sowohl motivierend als auch nachhaltig sind. Dazu gehört die klare Kommunikation von Zielen, die Sicherstellung, dass die Provisionen fair und erreichbar sind, und die regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Systems, um sicherzustellen, dass es mit den Unternehmenszielen und Marktbedingungen übereinstimmt. Darüber hinaus sollten Unternehmen die individuellen Bedürfnisse und Motivationen ihrer Vertriebsmitarbeiter berücksichtigen und ein Umfeld schaffen, in dem sowohl der individuelle Erfolg als auch der Teamerfolg gefeiert wird.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen