In der heutigen datengetriebenen Geschäftswelt sind Business Intelligence (BI) und Enterprise Resource Planning (ERP) zwei unverzichtbare Komponenten für das Wachstum und die Effizienz von Unternehmen. Während ERP-Systeme die Geschäftsprozesse optimieren, ermöglichen BI-Systeme die Analyse und Interpretation großer Datenmengen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung. Doch besteht oft Unklarheit darüber, ob BI direkt in das ERP integriert oder als dediziertes System mit Schnittstellen angebunden werden soll. In diesem Artikel betrachten wir die Vor- und Nachteile beider Ansätze und beleuchten konkrete Lösungen.
Integration von BI in ERP:
Vorteile:
- Konsistenz bei Änderungen: Änderungen im Geschäftsmodell oder bei Buchungen im ERP werden automatisch in allen BI-Auswertungen reflektiert, was die Konsistenz und Zuverlässigkeit der Daten sichert.
- Zentralisierte Verantwortung: Eine integrierte Lösung ermöglicht eine klare Zuschreibung der Verantwortlichkeit, üblicherweise unter der Leitung eines einzigen Teams oder einer Person.
Nachteile:
- Flexibilitätsverlust: Integrierte Systeme sind oft weniger flexibel in Bezug auf spezifische, ad-hoc Analysebedürfnisse.
- Potenzielle Leistungsprobleme: Die zusätzliche Last durch BI-Funktionen kann das ERP-System belasten und seine Leistung beeinträchtigen.
Dedizierte BI-Systeme mit Schnittstellen:
Vorteile:
- Spezialisierung und Flexibilität: Dedizierte BI-Systeme bieten oft fortschrittlichere Analysewerkzeuge und sind anpassungsfähiger für spezifische Bedürfnisse.
- Skalierbarkeit: Sie können oft besser mit wachsenden Datenmengen umgehen und sind erweiterbar.
Nachteile:
- Risiko der Inkonsistenz: Ohne vollständige Synchronisation können Änderungen im ERP zu fehlerhaften oder fehlinterpretierten Auswertungen in der BI führen.
- Verteilte Verantwortung: Die Verantwortung für das BI-System kann auf mehrere Bereiche verteilt sein, was zu Koordinationsproblemen führen kann.
Geschäftsmodelländerungen und Buchungskonsistenz:
Änderungen im Geschäftsmodell oder bei Buchungen im ERP erfordern eine sofortige Aktualisierung in allen BI-Auswertungen. Bei dedizierten BI-Systemen muss sichergestellt werden, dass jede Änderung korrekt und zeitnah übertragen wird, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Dies erfordert robuste Schnittstellen und ein enges Change-Management.
Verantwortung und Management von BI-Systemen:
Die klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten ist für den Erfolg eines BI-Systems entscheidend. In integrierten Systemen ist diese Verantwortung oft zentralisiert, was die Koordination vereinfacht. In dedizierten Systemen kann die Verantwortung verteilt sein, was eine sorgfältige Abstimmung und klare Kommunikationswege erfordert. Unabhängig vom Ansatz sollte es eine klare Linie der Verantwortlichkeit geben, um Effizienz und Genauigkeit zu gewährleisten.
Ad-hoc-Auswertungen vs. strukturierte Analysen:
Die Entscheidung, wie mit ad-hoc-Auswertungen umgegangen wird, beeinflusst die Wahl des BI-Systems. Integrierte Systeme sind oft besser für strukturierte, regelmäßige Analysen geeignet. Dedizierte Systeme bieten mehr Flexibilität für ad-hoc-Analysen, erfordern jedoch eine klare Richtlinie, wer diese durchführen darf und welche Schulungen dafür nötig sind.
Beispiele für konkrete Anbieter / Technologien:
Integrierte BI-Lösungen: SAP BusinessObjects
- Integration: SAP BusinessObjects ist nahtlos in SAP ERP integriert, was eine direkte Nutzung von ERP-Daten in Echtzeit ermöglicht.
- Datenkonsistenz: Die integrierte Natur gewährleistet, dass Änderungen im ERP-System sofort in den BI-Auswertungen reflektiert werden, was die Datenintegrität und -konsistenz sicherstellt.
- Analysefunktionen: SAP BusinessObjects bietet ein breites Spektrum an Analysewerkzeugen, von vordefinierten Berichten bis hin zu komplexen Ad-hoc-Analysen und Dashboards.
- Benutzerfreundlichkeit: Die Lösung bietet eine einheitliche Benutzeroberfläche, die es Benutzern ermöglicht, ohne umfassende technische Kenntnisse tiefgehende Analysen durchzuführen.
- Verantwortung: Die zentrale Verantwortung liegt in der Regel beim IT- oder Datenmanagement-Team, was klare Verantwortlichkeiten und effiziente Entscheidungsprozesse ermöglicht.
Dedizierte BI-Systeme: Tableau
- Flexibilität: Tableau ist ein agiles BI-Tool, das sich problemlos mit verschiedenen Datenquellen, einschließlich ERP-Systemen, verbinden lässt. Es bietet eine außergewöhnliche Flexibilität bei der Anpassung von Dashboards und Berichten.
- Benutzerfreundlichkeit: Tableau ist bekannt für seine intuitive Drag-and-Drop-Oberfläche, die es auch Nicht-Technikern ermöglicht, komplexe Datenvisualisierungen zu erstellen und zu verstehen.
- Ad-hoc-Analyse: Tableau glänzt bei der Bereitstellung von Werkzeugen für schnelle und flexible Ad-hoc-Analysen, was es zu einem bevorzugten Tool für Nutzer macht, die regelmäßig auf unerwartete Analyseanforderungen reagieren müssen.
- Skalierbarkeit: Tableau kann mit dem Wachstum eines Unternehmens skaliert werden und bietet sowohl On-Premise- als auch Cloud-Lösungen, um verschiedenen Bedürfnissen gerecht zu werden.
- Verantwortung und Governance: Obwohl Tableau die Freiheit bietet, von verschiedenen Teams und Benutzern genutzt zu werden, erfordert es eine klare Governance-Struktur, um Datenkonsistenz und -sicherheit zu gewährleisten.
Alternative: QlikView / QlikSense
Ein Fazit zu ziehen ist nicht einfach, besonders, da die Anforderungen die Musik machen. Ich versuche es dennoch einmal.
Kriterium/Funktion | SAP Business Objects (BO) | Tableau | Qlik (View/Sense) |
---|---|---|---|
Integration | Stark mit SAP-Produkten | Gute Datenverbindungsmöglichkeiten | Flexibel, starke API-Unterstützung |
Skalierbarkeit | Hoch, für große Unternehmen | Gut, mit einigen Einschränkungen | Hoch, effizient auch bei großen Datenmengen |
Reporting | Fortgeschritten | Starke Visualisierung | Assoziative Datenmodellierung |
Benutzerfreundlichkeit | Weniger intuitiv | Sehr benutzerfreundlich | Moderate Lernkurve |
Kosten | Oft teuer | Kann teuer sein | Oft teuer, abhängig von der Version |
Flexibilität | Weniger bei Nicht-SAP-Daten | Hoch | Sehr hoch |
Visualisierungen | Gut, aber weniger intuitiv | Exzellent, sehr intuitiv | Gut mit Einzigartigkeiten |
Datenverwaltung | Stark in SAP-Umgebungen | Eingeschränkter als Spezialtools | Starke In-Memory-Verarbeitung |
Geschwindigkeit | Gut für große Datenmengen | Kann bei großen Datensätzen langsamer sein | Schnell auch bei großen Datenmengen |
Community & Support | Groß, besonders in SAP-Kreisen | Sehr groß und hilfreich | Groß, besonders für QlikSense |
Fazit:
Die Wahl zwischen einem integrierten BI-System und einer dedizierten Lösung mit Schnittstellen hängt von zahlreichen Faktoren ab, darunter die Notwendigkeit, Änderungen im Geschäftsmodell und Buchungen zu berücksichtigen, die Struktur der Verantwortlichkeiten und der Umgang mit ad-hoc-Auswertungen. Unternehmen müssen diese Faktoren sorgfältig abwägen und eine Lösung wählen, die sowohl ihre aktuellen Bedürfnisse erfüllt als auch die Flexibilität bietet, sich an zukünftige Herausforderungen anzupassen.